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Stadtlichter in der Nacht von oben

Investieren   |   16.04.2021

„Mit Allvest profitieren Kunden auch von Stromleitungen in Finnland“

Anleger tummeln sich schon lange nicht mehr nur auf dem Börsenparkett. So auch die Managerinnen und Manager der Allianz Capital Partners (ACP). Sie suchen nach Alternativen Investments, etwa in Private Equity, Infrastruktur und Erneuerbaren Energien. Dr. Michael Pfennig, Mitglied der Geschäftsführung der ACP und Co-Head für den Bereich Infrastruktur, erläutert im Interview, was das mit Glasfaserkabeln in Deutschland und einem Stromnetz in Finnland zu tun hat – und warum die Allvest Kunden von den Alternative Investments der Allianz profitieren.

© getty

Herr Pfennig, für die Allianz Capital Partners legen Sie das Geld in sogenannten Alternativen Investments an. Was macht Alternative Investments für die Allianz so interessant?

Sie bieten ähnliche Renditechancen wie Aktien, sind aber nicht vergleichbaren Marktschwankungen unterworfen. In dem Bereich, den ich verantworte, investieren wir in für die Gesellschaft und Daseinsvorsorge kritische Infrastruktur. Daher weisen diese Projekte eine relativ stabile Nachfrage und damit ein vergleichsweise geringes Risiko auf, auch in schwierigen Zeiten. Solche Infrastrukturanlagen erfordern anfangs hohe Investitionen, versprechen dafür anschließend langfristige Barrenditen – die zudem häufig inflationsgeschützt sind, das heißt mit der Inflation steigen. Diese Charakteristika passen ideal zu dem Verbindlichkeitsprofil von Versicherungsgesellschaften wie der Allianz.

Portrait von Dr. Michael Pfennig, Co-Head für den Bereich Infrastruktur bei Allianz Capital Partners.
Dr. Michael Pfennig
Co-Head für den Bereich Infrastruktur bei Allianz Capital Partners

Wie können Allvest-Kunden von Alternativen Investments profitieren?

Im Bereich der Alternativen Investments investieren wir im Auftrag der Allianz Gesellschaften und anderer Investoren in Infrastruktur. Das sind in der Regel Unternehmen aus Sektoren wie Transport, Telekommunikation, soziale Dienstleistungen und Energie. Zum Beispiel in Finnland. Hier investieren wir im Rahmen unserer Beteiligung an Elenia, dem zweitgrößten finnischen Stromnetzbetreiber, gemeinsam mit den anderen Investoren in die Wetterfestigkeit des Stromnetzes. Dies ist in Finnland besonders wichtig, da das Land dicht bewaldet ist und Stürme – insbesondere in Verbindung mit im Winter hohen Schneelasten auf den Bäumen - überirdische Stromleitungen in der Vergangenheit häufig beschädigt und oft tagelange Stromausfälle verursacht haben – und das bei geringem Tageslicht und hohen Minusgraden. Vor dem Hintergrund gab es vor ein paar Jahren einen gesellschaftlichen Konsens, anstelle einer regelmäßigen Modernisierung der überirdischen Stromnetze diese sukzessive durch unterirdische Kabel zu ersetzen. Dies erfordert zwar kurz- bis mittelfristig hohe Investitionen im zweistelligen Milliarden Euro-Bereich, verbessert jedoch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung signifikant und verringert mittel- bis langfristig die laufenden Kosten.

Wir engagieren uns aber auch beim Bau neuer digitaler Netze. Im Herbst 2020 hat die Allianz mit Telefónica das Joint-Venture „Unsere Grüne Glasfaser“ gegründet, um den Breitbandausbau in weniger gut versorgten Regionen Deutschlands voranzutreiben. Erfahrungen bei Investitionen im Glasfaserausbau haben wir schon in Frankreich und in Österreich gesammelt.

Warum ist es für Kunden interessant, ihr Geld über die Allianz in solche Projekte zu investieren?

Investitionen in Infrastruktur erfordern hohe Beträge, die kleinere Fonds und Einzelanleger niemals stemmen könnten. Allianz investiert in der Regel 300 bis 500 Millionen Euro pro Investment, teilweise bis zu einer Milliarde Euro. Oft sind wir dennoch nur Teil eines Konsortiums aus mehreren Partnern. Auch erfordern die Transaktionen eine aufwendige Prüfung des Zielunternehmens aus rechtlicher, finanzieller, steuerlicher und technischer Sicht mit Hilfe spezialisierter Berater – und das in relativ kurzer Zeit im Wettbewerb mit anderen Investoren, die sich auch bewerben. Gleichzeitig können wir aufgrund unseres großen Portfolios an Infrastrukturinvestitionen trotz der großen Einzelinvestments eine breite Diversifikation über viele Sektoren und Länder hinweg darstellen. So verwalten wir zurzeit im Bereich Infrastruktur 21 Einzelinvestitionen in 13 Ländern. Und das nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Indien.

Existieren neben dem sehr hohen Aufwand weitere Hemmnisse für Privatanleger, in Infrastrukturprojekte zu investieren?

Neben Hürden beim Einstieg gibt es auch Erschwernisse beim Verkauf. Alternative Investments sind aufgrund ihres langen Anlagehorizonts illiquide. Das bedeutet, dass das Asset nicht jederzeit oder nur erschwert veräußert werden kann, was wiederum mit einem Renditeaufschlag belohnt wird. Auch wenn es bei den Alternativen Investments wie bei allen Eigenkapitalbeteiligungen Schwankungs- bis hin zu Ausfallrisiken gibt, verfügen insbesondere langfristige Infrastruktur-Investitionen über ein defensives Geschäftsmodell und weisen in der Regel eine attraktive Barrendite bei gleichzeitigem Inflationsschutz auf. Außerdem partizipieren Kunden an Projekten, die wichtige Dienstleistungen für die Grundversorgung der Bevölkerung leisten und die europäische Wirtschaft stärken.

Wie finden Sie solche Projekte und nach welchen Kriterien wählen Sie aus, wo Sie sich engagieren?

Allianz ist der viertgrößte Infrastruktur-Investor weltweit. Wir haben über die letzten 15 Jahre ein weites internationales Netzwerk aufgebaut und können so bereits frühzeitig – häufig mehrere Jahre, bevor es zu einer Transaktion kommt – interessante Projekte und Investitionsmöglichkeiten identifizieren. Dabei hilft uns auch die Reputation der Allianz als langfristiger, vertrauenswürdiger und kompetenter Partner – Eigenschaften, die gerade als Partner für kritische Infrastruktur mit großer gesellschaftlicher Bedeutung wichtig sind und die das eine oder andere Mal dazu führen, dass wir auch bilateral angesprochen werden. Schließlich kommen auch aus unseren bestehenden Infrastrukturanlagen häufig interessante Ansätze für weitere Investitionen. So beschäftigen wir uns im Rahmen unseres bestehenden Portfolios mit Innovationen wie Batteriespeichern oder der Wasserstofftechnologie, die sich bei geeigneter Strukturierung auch als attraktive – und gleichzeitig gesellschaftlich wichtige - Anlagemöglichkeiten entwickeln können.

Bei der Auswahl achten wir - aus finanzieller Sicht – vor allem auf Stabilität, langlaufende und sichere Zahlungsströme und attraktive Renditen bei überschaubarem Schwankungsrisiko. Daneben ist gerade für Infrastrukturinvestitionen der gesellschaftliche Nutzen wichtig, der eng mit der Stabilität verknüpft ist, und die strengen Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Kriterien der Allianz Gruppe müssen erfüllt sein.

Was entscheidet darüber, ob Sie den Zuschlag bekommen?

In der Regel gibt es einen Bieterwettbewerb um attraktive Projekte. Um dennoch häufig erfolgreich hervorzugehen und für unsere Kunden in attraktive Anlagen investieren zu können, helfen uns – neben unserer Erfahrung und Expertise – die Reputation und der langfristige Ansatz der Allianz. Wie oben erläutert, ist - insbesondere, wenn es um die für die Gesellschaft kritische Infrastruktur geht - die Reputation zunehmend entscheidend für die Auswahl geeigneter Eigentümer und Partner. Auch der langfristige Investitionsansatz hilft uns hier. Er ermöglicht es uns, die Infrastruktur langfristig weiterzuentwickeln. Auch können wir unseren Partnern gegenüber stabile Eigentumsverhältnisse gewährleisten.

Welche Rolle werden Alternative Investments in Zukunft für die Gesellschaft spielen?

Wir sehen insbesondere zwei große Bereiche, in denen Investitionen in unsere Infrastruktur eine sehr große Rolle spielen, nämlich die Energiewende und die Digitalisierung. Die Energiewende ist die wohl größte gesellschaftliche Aufgabe in Europa. Es wird geschätzt, dass in den nächsten 10-15 Jahren allein auf die deutschen Stromnetzbetreiber ein Investitionsbedarf von über 100 Milliarden Euro zukommt, um die Energiewende zu stemmen. Auch der Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft wird hohe Investitionen von geschätzten 300-400 Milliarden Euro erfordern. Dazu kommen, wie erwähnt, die Kosten für den notwendigen Ausbau eines schnellen Glasfasernetzes sowie der Mobilfunkinfrastruktur, um die Abdeckung auch im Hinblick auf 5G zu verbessern. Das wird nur mithilfe privater Investitionen finanziert und entschieden vorangetrieben werden können.

Welchen Einfluss wird die Corona-Pandemie langfristig auf die Entwicklung Alternativer Investments nehmen?

Infrastrukturinvestitionen haben sich in der Pandemie wie erhofft als ziemlich stabil erwiesen. Zwar hat insbesondere die Mobilitätsinfrastruktur gelitten, zum Beispiel Flughäfen oder Mautstraßen. Versorger wie Wasserwerke oder Energieversorger haben sich aber als sehr widerstandsfähig erwiesen. Die Bedeutung digitaler Infrastruktur hat sich eher noch erhöht. Für die Zukunft erwarten wir, dass die Bedeutung von Alternativen Investments und Infrastruktur als Anlageklasse weiter ansteigt. Die Regierungen werden neue Konjunkturpakete auflegen, um die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. Die Infrastruktur kann bei der Erholung nach der Pandemie auch eine wichtige Rolle als Motor für eine nachhaltige Zukunft spielen, wie es der Green Deal der EU eindrucksvoll belegt. Uns gefällt die Idee sehr gut, dass Allianz-Versicherte über Produkte der Altersvorsorge Zugang zu Alternativen Investments vor Ort, hier in Europa, erhalten können. Das ist nicht nur vorteilhaft für unsere Kunden, sondern auch ein Investment im Interesse der zukünftigen Generationen.

Mehr zum Thema Alternative Anlagen lesen Sie in unserem Magazinartikel.

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